150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Schelklingen

Seit 150 Jahren Retter in Not

Die Feuerwehr der Stadt Schelklingen feiert dieses Jahr Jubiläum

Schelklingen – Als die Feuerwehr der Stadt Schelklingen gegründet wurde, gab es noch keinen Automotor, keine Funktechnik und auch noch kein Blaulicht. 1871 war das und seitdem hilft sie in Schelklingen und Umgebung den Menschen, die in Not sind und rettet bei ihren Einsätzen Leben. In dieser langen Zeit hat sich einiges verändert, aber die Gemeinschaftlichkeit der Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen ist geblieben – auch über all die Jahre. Zum 150-jährigen Bestehen blickt Schelklingens Feuerwehrkommandant Thomas Gaus auf die jüngere Geschichte der Feuerwehr zurück und erklärt, vor welchen Herausforderungen die Feuerwehr in Zukunft steht.

„Kameradschaft und Zusammenhalt, das sind Werte, die die Feuerwehr hier immer ausgezeichnet haben und noch heute auszeichnen“, betont Thomas Gaus. Der 44-Jährige ist seit 2009 Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Schelklingen. „Das muss man vielleicht auch etwas idealistisch dafür sein, aber ich glaube, die Feuerwehrleute wollen einfach helfen“, betont Gaus. Das sei der Geist der Truppe und würde von der ganzen Feuerwehr immer so mitgetragen.

Viele Einsätze sind Gaus in den vergangenen Jahren im Kopf geblieben. Beispielsweise als die Schelklinger Feuerwehr Ende der 1980er Jahre zu einem Großbrand in einem Fachwerkhaus in Schelklingen gerufen wurde. „Das war ein riesiger Einsatz damals und das Haus ist mit Brandstiftung angezündet worden“, erzählt Gaus. Oder vor ein paar Jahren, als er schon Kommandant war, rückten die freiwilligen Feuerwehrleute aus, weil es nach einem Blitzeinschlag in einem landwirtschaftlichen Gebäude bei Ingstetten gebrannt hatte. „Das ist mir echt in Erinnerung geblieben. Denn als wir im Dachgeschoss waren, ist mir der Boden unter den Füßen weggebrochen“, sagt Gaus. Während der Körper des Kommandanten schon nach unten hing, hatte sich glücklicherweise ein Bein verhakt und er bliebt hängen, sodass ein Kollege ihn wieder nach oben ziehen konnte und vor dem freien Fall nach unten bewahrte.

Doch die Freiwillige Feuerwehr kann nicht immer alle retten. „Im Schnitt kommen wir etwa einmal im Jahr zu einem Einsatz, der tödlich endet“, berichtet der Kommandant. Vor allem Verkehrstoten begegnen den Feuerwehrleuten aus Schelklingen immer wieder. „So ein Einsatz bleibt dann etwas länger im Kopf, wenn man zu einem Unfall fährt und dann sind da zum Beispiel zwei junge Menschen verunglückt“, sagt Thomas Gaus. An einem Heiligabend vor einigen Jahren musste die Schelklinger Feuerwehr sogar zwei Kameraden tödlich bergen, die einen Autounfall hatten. „Das ist schon hart, aber man muss versuchen, solche Sachen nicht so direkt zu sehen und sollte keine persönliche Nähe aufbauen“, erklärt Gaus. Er selbst könne mit diesen Situationen gut umgehen, ohne die Schicksale zu nah an sich herankommen zu lassen, aber solche Einsätze würden die Feuerwehrleute individuell unterschiedlich belasten.

Diese Geschichten zeigen aber deutlich, was die Männer und Frauen von der Feuerwehr bereit sind auf sich zu nehmen, um anderen Menschen zu helfen. Aber diese Bereitschaft und Freude einander zu helfen, geht in unserer Gesellschaft mehr und mehr verloren, findet Gaus. „Derweil ist die Feuerwehr in Deutschland die Organisation, in der man ohne große Bürokratie Menschen direkt helfen kann“, betont Gaus. Auch junge Menschen für die ehrenamtliche Hilfe zu engagieren, fällt den Freiwilligen Feuerwehrleuten immer schwerer.

Zum einen sei das Engagement bei der Feuerwehr ein sehr zeitaufwendiges Hobby, zum anderen muss man zunächst einige Ausbildungstage und Übungen durchlaufen, um bei der Feuerwehr aktiv helfen zu können. „Dafür haben viele junge Menschen keine Zeit und auch keine Lust“, erklärt der Kommandant. Außerdem würden die Feuerwehrleute aus Schelklingen nun versuchen, schon die ganz Kleinen für die Feuerwehr zu begeistern. „Wenn man zu spät mit der Kinder- und Jugendarbeit beginnt, sind viele junge Menschen schon bei anderen Vereinen aktiv“, betont Thomas Gaus. Er glaubt, dass der Wille zur Hilfe bei den meisten jungen Menschen schon da sei, aber bei Vielen fehle der erste Schritt.

Die Corona-Pandemie bremst den Prozess, junge Menschen für die Feuerwehr zu begeistern, nochmal extrem aus. „Die Jugendarbeit steht gerade still“, sagt Gaus. Auch sonst beeinflusst die Pandemie die Arbeit der Schelklinger Feuerwehrleute sehr. Die gemeinsamen Übungen ruhen seit November und nach den Einsätzen sind Nachbesprechungen und gemütliches Zusammensitzen nicht mehr erlaubt. „Das ist alles weggefallen. Wir müssen wirklich schauen, wie viele Leute wir dann noch haben, wenn die Pandemie vorbei ist“, sagt er.

Derzeit hat die Freiwillige Feuerwehr 21 aktive Mitglieder in Schelklingen. Die kümmern sich normalerweise nicht nur um die Einsätze, wenn nicht gerade eine Pandemie das öffentliche Leben lahm legt. „Bei der Freiwilligen Feuerwehr gibt es ganz vielseitige Beschäftigungen“, erklärt Gaus und zählt auf: Aktivitäten an Fronleichnam, beim Fasnetumzug, Maibaumstellen oder am Totensonntag. Hinzu kommen die verschiedenen Gruppen der Feuerwehr wie beispielsweise die Hornisten, die die historischen Hörnersignale weiterleben lassen oder das Kanoniere, die auf Treffen mit den eigenen zwei Kanonen der Schelklinger Feuerwehr schießen. „Aber was man gerade am meisten vermisst, ist das gemütliche zusammensitzen“, betont Gaus.

Ein Fest zum 150-jährigen Bestehen wird in diesem Jahr aber vermutlich nicht stattfinden, obwohl es mit dem 30-jährigen Jubiläum der Schelklinger Feuerwehrjugend gleich einen weiteren Anlass geben würde. Die Corona-Pandemie macht den Feuerwehrleuten aus Schelklingen einen Strich durch die Rechnung. „Wir von der Feuerwehr sind Freunde der Feste und dafür ist uns normalerweise auch keine Arbeit zu schade normalerweise“, sagt Gaus. Vieles war für das Jubiläum auch schon angedacht, aber die großen Planungen seien nun auf Eis gelegt. Allerdings: Wenn es die Lage hergibt, wird die Feuerwehr im kleinen Rahmen am Feurwehrhaus feiern, dass sie seit 150 Jahren Schelklingens Retter in der Not sind.

Der Schwäbischen Zeitung vielen Dank, für die Erlaubnis der Veröffentlichung des Berichtes.